Qualitätsstandards 2022 des BMBF zur Durchführung praxisorientierter Tage zur Beruflichen Orientierung (BO-Tage)
Anlässlich der neuen Förderrichtlinie 2022 ergaben sich neue Qualitätsstandards zur Durchführung praxisorientierter BO-Tage, die sich auf die Förderrunde 2023 auswirkten.
I. Einführung
Die praxisorientierten Tage zur Beruflichen Orientierung (BO-Tage) sind Bestandteil des Berufsorientierungsprogramms (BOP) des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und finden in der Regel im Anschluss an die Potenzialanalyse statt.
Sie werden umgesetzt an außerbetrieblichen Lernorten, die den Schülerinnen und Schülern einen pädagogisch geschützten Rahmen bieten, in dem sie eigenständig und handlungsorientiert erste berufliche Praxiserfahrungen sammeln können. Gerade weil sie hier nicht in reale Unternehmensprozesse eingebunden sind, können sie in ihrem eigenen Tempo lernen, sich ausprobieren und Fehler machen, ohne dass dies negative Konsequenzen zur Folge hat.
Die praxisorientierten BO-Tage sollen allen Schülerinnen und Schüler - unabhängig von sozialer Herkunft, familiärem Kontext, milieuspezifischer Prägungen, Geschlecht oder individuellem Leistungsniveau - die bestmöglichen Bedingungen und die Chance bieten, berufliche Tätigkeiten zu erproben und dabei eigene Kompetenzen zu entdecken und zu reflektieren.
Die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler werden fachlich angeleitet und pädagogisch begleitet von den Fachkräften der beteiligten Bildungsträger. Mit einer stärkenorientierten, ermutigenden Haltung und reflexionsanregenden Fragenstellungen unterstützen sie die Schülerinnen und Schüler bei der Einordnung der gesammelten Erfahrungen und der Ableitung weiterer Ziele und Schritte in der Beruflichen Orientierung.
II. Zielsetzung
Die praxisorientierten Tage zur Beruflichen Orientierung (BO-Tage) zielen auf die Entwicklung von Berufswahlkompetenz und die klischeefreie Erweiterung des Berufswahlspektrums. In der geschützten Lernumgebung von außerbetrieblichen Lernorten sollen die Schülerinnen und Schüler…
- einen ersten Überblick über mögliche berufliche und akademische Bildungswege im jeweiligen Berufsfeld und die damit verbundenen Anschlussperspektiven erhalten.[1] Dieser Überblick muss sich am aktuellen Stand von Ausbildungs- und Arbeitswelt orientieren.
- verstehen, welche beruflichen Ablaufe und Tätigkeiten für das jeweilige Berufsfeld insgesamt typisch und welche Kompetenzen dafür jetzt und in Zukunft relevant sind.
- eine Auswahl an charakteristischen Tätigkeiten und Aufgaben praktisch erproben, die die Bandbreite des gesamten Berufsfeldes widerspiegelt. Die ausgewählten Tätigkeiten sollen einen realistischen Einblick in den Ausbildungs- und Berufsalltag im Berufsfeld geben und in der Komplexität aufeinander aufbauen.
- die gesammelten Erfahrungen und Informationen reflektieren und Schlussfolgerungen daraus ziehen über die eigenen berufswahlbezogenen Fähigkeiten und Interessen sowie Entwicklungsziele und nächste Schritte der Beruflichen Orientierung.
III. Die Berufsfeldsystematik
Der Durchführung der praxisorientierten BO-Tage werden die im Download dargestellten Berufshauptfelder und Berufsfelder zugrunde gelegt: [2]
Überblick geben
Der Einblick in die Berufsfelder muss sich am aktuellen Stand von Ausbildungs- und Arbeitswelt orientieren und darf sich nicht nur auf das erste Ausbildungsjahr beschränken. Darüber hinaus soll ein Überblick gegeben werden über mögliche berufliche und akademische Bildungswege im jeweiligen Berufsfeld und die damit verbundenen Anschlussperspektiven. Den Schülerinnen und Schüler muss aufgezeigt werden, welche unmittelbaren Anschlussperspektiven sie nach ihrem Schulabschluss und perspektivisch nach ihrem ersten Berufsabschluss haben. Hier ist auch die Durchlässigkeit zwischen beruflicher und akademischer Bildung zu thematisieren.
Wandel der Arbeitswelt berücksichtigen
Die Arbeitswelt wandelt sich durch Digitalisierung rasant und damit auch die Inhalte der Berufsbilder sowie die Anforderungen daran, was Beschäftigte in der Zukunft leisten müssen. In den praxisorientierten BO-Tagen ist deswegen auch zu vermitteln, wie Digitalisierung die Arbeit im jeweiligen Berufsfeld verändert und welche Kompetenzen dafür erforderlich sind. Eine Berufliche Orientierung auf dem aktuellen Stand von Ausbildungs- und Arbeitswelt bedeutet, auch den im Berufsfeld gegebenen Grad der Digitalisierung realitätsnah abzubilden. Gleichzeitig kann damit dazu beigetragen werden, ein Berufsfeld modern und abwechslungsreich darzustellen.
An relevanten Zukunftskompetenzen ausrichten
Der Wandel der Arbeitswelt erfordert zunehmend Kompetenzen, die es dem Menschen ermöglichen, komplexe Probleme selbstorganisiert zu lösen und sich flexibel auf sich verändernde Anforderungssituationen einzustellen - sogenannte „Zukunftskompetenzen“ (Future Skills). Das sind neben digitalen Kompetenzen u.a. Kompetenzen wie Kreativität oder kritisches Denken. Kreativität steht dabei für die Kompetenz, vielfältig zu denken und neue Lösungsansätze zu finden. Kritisches Denken beschreibt reflektierende Verhaltensweisen und die erfolgreiche Übertragung in neue Kontexte. Die Projekte, die die Träger mit den Schülerinnen und Schülern in den praxisorientierten BO- Tagen durchführen, sollten deswegen weniger auf routinierten, einfachen Tätigkeiten aufbauen, sondern auf solchen, die zur Lösung komplexerer Probleme beitragen. Das soll nicht die Arbeit mit Werkstoffen oder an Werkstücken ersetzen, aber der Arbeitsprozess und die Vermittlung von berufsfeldtypischen Tätigkeiten und Kompetenzen werden damit wichtiger als die Fertigstellung eines Werkstücks.
Gewerblich-technische Berufe und Industrieberufe einbeziehen
Mit der ab 2023 geltenden Förderrichtlinie sollen verstärkt gewerblich-technische Berufe und Industrieberufe in die praktische Erprobung der Berufsfelder einbezogen werden, um die verschiedenen Wahlmöglichkeiten in einem Berufsfeld aufzuzeigen und das Berufswahlspektrum zu erweitern. Gleichzeitig ist es in der Beruflichen Orientierung nicht immer sinnvoll und möglich, handwerkliche Ausbildungsberufe und nicht-handwerkliche Gewerbeberufe getrennt voneinander abzubilden. Dies gilt insbesondere für die Berufsfelder „Metall“, "Elektro" und „Ernährung“, die sowohl dem Berufshauptfeld III als auch IV zugeordnet sind. Hier müssen berufsfeldtypische Tätigkeiten und Kompetenzen sowie Schnittstellen und Unterschiede von ähnlichen industriellen und handwerklichen Berufsbildern aufgegriffen werden.
Hospitationen und digitale bzw. audio-visuelle Medien oder Simulationen nutzen
Wenn eine handlungsorientierte Einbeziehung gewerblich-technischer Industrieberufe aufgrund der Rahmenbedingungen vor Ort nicht möglich ist (Stichworte: Ausstattung, Kosten, Zeit, hohe Schülerzahl), kann diese in begrenzten Umfang auch durch Hospitation in Betrieben der Region oder digitale bzw. audio-visuelle Medien oder Simulationen realisiert werden. In beiden Fällen ist eine Ausgestaltung erforderlich, die die Schülerinnen und Schüler zu einer interaktiven Auseinandersetzung mit den vermittelten Inhalten anregt.
Diese Regelung gilt auch für die Einbindung von berufsfeldtypischen Tätigkeiten, die Schülerinnen und Schüler aus anderen Gründen nicht erleben können. Beispielsweise sind aufgrund des Jugendschutzes einige Berufe oder Tätigkeiten im Rahmen der Beruflichen Orientierung schwer praktisch darstellbar, z. B. gefährliche Berufe, Nachtschichtberufe oder Berufe mit Menschen, beispielsweise im Gesundheitswesen. Gleiches gilt für Berufsgruppen und Tätigkeiten, die Schülerinnen und Schüler aufgrund von regionalen Gegebenheiten nicht erleben können (z. B. Fischerei, Bergbau).
Kooperationspartner einbeziehen
Zur Umsetzung der Berufsfelder können Kooperationspartner einbezogen werden, insbesondere dann, wenn der Antragsteller ein Berufsfeld nicht selbst (vollständig) abbilden kann. Ein Kooperationspartner kann die vollständige Umsetzung eines Berufsfelds übernehmen oder zusätzlich unterstützen, um z.B. industrielle Arbeitsprozesse oder akademische Berufswege abzubilden.
Kooperationspartner können z. B. Berufsbildungsstätten, Lehrwerkstätten aus der Industrie, Pflegeschulen oder Hochschulen sein.
Betriebe können nur im Rahmen von Hospitationen einbezogen werden. Eine vollständige Umsetzung eines Berufsfelds kann ein Betrieb nicht übernehmen.
Berufsfelder klischeefrei ausgestalten
Die praxisorientierten BO-Tage sind so auszugestalten, dass den Jugendlichen eine Berufswahl ohne Geschlechterbarrieren angeboten und so ihr Berufsfeldspektrum erweitert wird. [3] Dies gelingt nicht durch eine zwangsweise Zuordnung der Jugendlichen zu „geschlechtskonträren“ Berufsfeldern. Vielmehr muss dies unterstützt werden durch eine pädagogische Begleitung der Schülerinnen und Schüler, die geschlechterbezogene Stereotype bei der Berufswahl bewusst macht und reflektiert. Dies kann sowohl im Rahmen individueller Einzelgespräche erfolgen als auch in Kleingruppen oder im Klassenkontext. Dafür bedarf es einer genderreflektierten Haltung der pädagogischen Fachkräfte. Auch können Rollenvorbilder in geschlechtsuntypischen Berufen dazu ermutigen, sich diese Rolle selbst zuzutrauen.
Grüne Arbeitswelten vermitteln
„Grüne Berufe“ finden sich nicht ausschließlich in den sogenannten Umweltberufen oder Umweltbranchen. Vielmehr können viele Branchen dazu beitragen, Energie- und Rohstoffeffizienz zu verbessern, die Energiewende voranzubringen, Treibhausgasemissionen zu begrenzen, Abfall und Verschmutzung zu minimieren, Ökosysteme zu schützen und wiederherzustellen oder die Auswirkungen des Klimawandels zu begrenzen. Es sollte auch in den praxisorientierten BO-Tagen auf diese Aspekte des jeweiligen Berufsfelds eingegangen werden.
Schnittstellen beruflicher und akademischer Bildung an Schulformen mit Sekundarstufe II handlungsorientiert umsetzen
Schülerinnen und Schüler in den Sekundarstufen I und II an Gymnasien sowie in der Sekundarstufe II an weiteren Schulformen müssen die Möglichkeit erhalten, Schnittstellen beruflicher oder akademischer Bildung nicht nur theoretisch, sondern praktisch und handlungsorientiert kennenzulernen. Dazu ist die Einbeziehung typischer akademischer Tätigkeiten in jedem Berufsfeld unerlässlich. Wenn dies in einzelnen Berufsfeldern nicht alleine durch den Antragsteller geleistet werden kann, sollen diese mit geeigneten Kooperationspartnern konzeptionell erarbeitet werden und die praxisorientierten BO-Tage in den entsprechenden Berufsfeldern gemeinsam durchgeführt werden. Lernortwechsel sind dabei möglich.
IV. Formale Rahmenbedingungen
- Der zeitliche Umfang der praxisorientierten BO-Tage im Rahmen des Berufsorientierungsprogramms muss mindestens fünf Tage und darf maximal zehn Tage umfassen.
- Es sind bei fünftägiger Durchführung insgesamt mindestens vier Berufsfelder aus allen vier Berufshauptgruppen anzubieten, ab siebentägiger Durchführung sind mindestens fünf Berufsfelder aus allen vier Berufshauptgruppen anzubieten, aus denen die teilnehmenden Jugendlichen auswählen.
- Für jedes Berufsfeld gilt eine Mindestdurchführungsdauer von zwei Tagen. Bei berufsfeldübergreifenden Projekten gilt abweichend von dieser Regelung die Durchführungszeit von mindestens zwei Tagen nicht pro Berufsfeld, sondern für jedes berührte Berufshauptfeld. (siehe VI, Nr. 3e))
- Bei fünftägiger Durchführung sind zwei der oben aufgeführten Berufsfelder zu durchlaufen. Bei einer Durchführungsspanne von sieben bis zehn Tagen sind mindestens drei Berufsfelder zu durchlaufen.
- Die von den Jugendlichen gewählten Berufsfelder müssen aus unterschiedlichen Berufshauptfeldern stammen. Möglich sind hier die Kombinationen von Berufsfeldern aus den Berufshauptfeldgruppen I/III, I/IV, II/III, II/IV.
Durchlaufen die Schülerinnen und Schüler drei oder mehr Berufsfelder, können diese zusätzlichen Berufsfelder aus den Berufshauptfeldern stammen, die nicht Teil der o.a. Kombinationen sind. - Die Schülerinnen und Schüler sollen bei der Auswahl der Berufsfelder individuell beraten werden (siehe unter VI.1.).
- Die Schülerinnen und Schüler sind insgesamt sieben Stunden pro Tag beim Bildungsträger (inkl. Pausen). Die praxisorientierten BO-Tage müssen mit einer individuellen Standortbestimmung beginnen und mit einer Gesamtauswertung abschließen. Darüber hinaus ist jedes Berufsfeld mit den Schülerinnen und Schülern begleitend zu reflektieren und dokumentieren. Der Schwerpunkt bei der Umsetzung der Berufsfelder liegt aber auf der handlungsorientierten Erprobung von berufsfeldtypischen Tätigkeiten. In begrenztem Umfang kann diese in Formen von Hospitation in Betrieben oder mit Hilfe von digitalen bzw. audio-visuellen Medien oder Simulationen realisiert werden.
Zusätzlich sind zehn Zeitstunden für die Vor- und Nachbereitung der praxisorientierten BO-Tage an der Schule vorgesehen. Innerhalb von etwa drei Wochen nach den praxisorientierten BO-Tagen ist mit jedem Schüler und jeder Schülerin ein individuelles Reflexionsgespräch zu führen, das einen Umfang von 30 Minuten hat. - Die praxisorientierten BO-Tage sind in engem zeitlichem Zusammenhang durchzuführen. Der Abstand zwischen einer ersten und einer zweiten Woche der praxisorientierten BO-Tage darf vier Monate (zuzüglich Ferienzeiten) nicht überschreiten. Eine Durchführung der praxisorientierten BO-Tage an einzelnen Tagen über mehrere Wochen verteilt ist nicht zulässig.
- Die Gruppengröße soll nicht mehr als 15 Jugendliche Zur Verbesserung der Verknüpfung von schulischem und berufspraktischem Lernen wird die Anwesenheit von Lehrkräften der beteiligten Schulen erwartet. Spezifische Förder- und Unterstützungsbedarfe oder Einschränkungen von teilnehmenden Schülerinnen oder Schülern müssen bei der Umsetzung berücksichtigt werden.
V. Eingesetztes Personal
Die praxisorientierten BO-Tage werden in qualifizierten Teams professionell vorbereitet und durchgeführt. Das betreuende Personal muss sowohl pädagogisch als auch fachlich (für das jeweilige Berufsfeld) qualifiziert sein. Die pädagogische Qualifikation ist nachzuweisen durch eine bestandene Ausbildereignungsprüfung, eine Ausbildung oder Studium mit pädagogischem Schwerpunkt oder einschlägige Erfahrung in der Anleitung, Beratung oder pädagogischen Begleitung von Jugendlichen. Die fachliche Qualifikation ist nachzuweisen durch eine Ausbildung oder Studium mit inhaltlichem Schwerpunkt des Berufsfelds oder mindestens einjährige Berufserfahrung im jeweiligen Berufsfeld.
Alle eingesetzten Ausbilderinnen und Ausbilder müssen über die Fähigkeit verfügen,
- Schülerinnen und Schüler fachlich anzuleiten und Lernprozesse pädagogisch zu begleiten.
- fachliche Arbeitsaufträge handlungsorientiert, interaktiv und klischeefrei zu gestalten.
- Reflexionsprozesse in der Gruppe zu moderieren, stärkenorientierte Rückmeldungen zu geben und Schülerinnen und Schüler an eigene Schlussfolgerungen heranzuführen.
Ist dies nicht der Fall, müssen die eingesetzten Ausbilderinnen und Ausbilder entsprechend nachgeschult werden. Darüber hinaus werden weitere Schulungen im Hinblick auf die beschriebene Zielgruppe empfohlen (z.B. zu interkulturellen Kompetenzen, Mediation, Inklusion, Gender etc.) Für die Schulungen verantwortlich ist der Bildungsträger, der die praxisorientierten BO-Tage durchführt. Auf der Webseite des Berufsorientierungsprogramms werden ggf. exemplarisch Arbeitsmaterialien und Schulungshinweise zur Verfügung gestellt.
Auszubildende oder Studierende können die Umsetzung der Berufsfelder bei einzelnen Aufgaben unterstützen oder als Rollenvorbilder von ihren Erfahrungen berichten. Der Ausbilder oder die Ausbilderin behält zu jedem Zeitpunkt die Verantwortung für die inhaltliche Gestaltung des Berufsfeldes und die pädagogische Begleitung der Schülerinnen und Schüler.
Einsatz von Personal akademischer Partner zur handlungsorientierten Erprobung akademischer Tätigkeiten in der Zusammenarbeit mit Schulen mit Sekundarstufe II
Wenn ein akademischer Partner in die Umsetzung eines Berufsfelds einbezogen ist, muss beim eingesetzten Personal gleichermaßen eine fachliche und pädagogische Qualifikation vorliegen. Die fachliche Qualifikation ist nachzuweisen durch ein abgeschlossenes Studium mit inhaltlichem Schwerpunkt des Berufsfelds oder mit einem Studienabschluss sowie mindestens einjähriger Berufserfahrung im jeweiligen Berufsfeld. Die pädagogische Qualifikation ist nachzuweisen durch einschlägige Erfahrung in der Anleitung, Beratung oder pädagogischen Begleitung von Jugendlichen oder in der Zusammenarbeit mit Studierenden in den ersten Semestern, etwa durch die Durchführung von Lehrveranstaltungen.
VI. Inhaltliche Ausgestaltung der praxisorientierten BO-Tage
Im Mittelpunkt der praxisorientierten BO-Tage steht die Erprobung der eigenen Kompetenzen in den Berufsfeldern. Die Jugendlichen erhalten so die Gelegenheit, ihre persönlichen Fähigkeiten und Interessen zu erleben und zu realen betrieblichen Anforderungen und Arbeitswelten in Beziehung zu setzen. Im Fokus stehen hierbei handlungsorientiertes Lernen sowie das Wecken von Neugier und Begeisterung für das Berufsfeld. Eine Überprüfung von Fachwissen und Eignung soll nicht erfolgen. [4]
Die praxisorientierten BO-Tage umfassen folgende wesentliche Bestandteile:
- Einbettung der praxisorientierten BO-Tage durch Vor- und Nachbereitung
- Individuelle Standortbestimmung
- Erkundung der ausgewählten Berufsfelder
- a) Einstieg
- b) Praktische Erprobung am beruflichen Anwendungsfall
- c) Abwechslung von individuellen Lernphasen und kurzen Inputs
- d) Abschluss
- e) Sonderregelung Berufsfeldübergreifende Projekte
- f) Reflexionsgespräch
- g) Dokumentation
1. Einbettung der praxisorientierten BO-Tage durch Vor- und Nachbereitung
Wissenschaftliche Studien belegen, dass eine gute Vor- und Nachbereitung von Maßnahmen der Beruflichen Orientierung deren nachhaltige Wirksamkeit erhöht. Die Einbettung der praxisorientierten BO-Tage ist durch folgende Aktivitäten der Träger sicherzustellen:
- Eine inhaltliche Vorbereitung der Schulen bzw. Lehrkräfte und Eltern/Erziehungsberechtigter durch Vorgespräche, Informationsmaterialien und einen Elternabend in der Schule. Diese soll dazu beitragen, dass Eltern und Lehrkräfte die Ziele, die Inhalte und den Ablauf der praxisorientierten BO-Tage sowie deren Bedeutung im Kontext der Beruflichen Orientierung verstehen und mit den Schülerinnen und Schülern thematisieren können.
- Ein zentraler Bestandteil der Vorbereitung auf die praxisorientierten BO-Tage ist die Auswahl der Berufsfelder. Die Jugendlichen sollen bei der Auswahl der Berufsfelder individuell beraten werden. Zum einen soll darauf im Rahmen der Reflexionsgespräche nach der Potenzialanalyse kurz Bezug genommen werden. Zum anderen soll dazu ein geeignetes Format gewählt werden, bei dem die Berufsfelder vorgestellt werden und gemeinsam reflektiert wird, nach welchen Aspekten die Auswahl individuell erfolgen könnte. Dies kann z.B. in Form einer vorbereitenden Unterrichtseinheit durch den Träger in der Schule erfolgen.
- Zur Nachbereitung gehört ein Auswertungstermin mit der Schule im Anschluss an die praxisorientierten BO-Tage, bei der Schule und Träger den Verlauf der praxisorientierten BO-Tage rückblickend besprechen. Dieser Termin erfolgt idealerweise mit den Lehrkräften, die mit der Klasse/Gruppe zu Fragen der Beruflichen Orientierung im Anschluss weiterarbeiten werden. Der Bildungsträger gibt Anregungen, wie die Ergebnisse und Erfahrungen aus den praxisorientierten BO-Tagen im Unterricht aufgegriffen und in Bezug zu weiteren Maßnahmen der Beruflichen Orientierung gesetzt werden können. Besonders wichtig ist es, Gelegenheiten zu schaffen, bei denen die Schülerinnen und Schüler die Umsetzung ihrer selbst festgelegten Ziele aus den praxisorientierten BO-Tagen angehen und/oder reflektieren können.
2. Individuelle Standortbestimmung
Die Schülerinnen und Schülern einer Jahrgangsstufe befinden sich oft an sehr unterschiedlichen Punkten ihres Prozesses der Beruflichen Orientierung. Die individuelle Standortbestimmung soll dazu beitragen, dass die Schülerinnen und Schüler die praxisorientierten BO-Tage besser für ihre individuellen Bedarfe und Fragestellungen nutzen können. Im Rahmen der praxisorientierten BO-Tage liegt der Schwerpunkt der individuellen Standortbestimmung auf den beruflichen Vorstellungen der Jugendlichen und den Einflussfaktoren auf die Berufswahl. Neben den Fähigkeiten und Interessen, die im Fokus der Potenzialanalyse standen, sollen dabei auch andere Einflussfaktoren in den Blick genommen werden, die den Jugendlichen oftmals nicht bewusst sind, die die Berufswahl aber stark prägen können (z.B. der Wunsch nach sozialer Anerkennung, Geschlechterklischees oder die regionale Verfügbarkeit). Mit den Schülerinnen und Schülern soll reflektiert werden,
- welche Vorstellungen von Berufen, Berufsfeldern oder ggf. welche konkreten Berufswünsche vorhanden sind,
- welche Werte und Annahmen die aktuellen berufswahlbezogenen Präferenzen der Jugendlichen prägen und ggf. begrenzen
- und mit welchen Fragestellungen und Zielen er/sie an die praxisorientierten BO-Tage herangehen möchte bzw. was er/sie während der praxisorientierten BO-Tage überprüfen/ausprobieren oder herausfinden möchte.
3. Erkundung der ausgewählten Berufsfelder
Im Zentrum der praktischen Erprobung der Berufsfelder steht das Lernen an berufsfeldtypischen Aufgabenstellungen und Aufträgen. Der inhaltliche Aufbau jedes Berufsfelds muss einen durchdachten methodisch-didaktischen Ablauf haben. Dabei muss eine Steigerung der Komplexität im Verlauf erkennbar sein und das jeweilige Berufsfeld in einer angemessenen Spannbreite dargestellt werden. Für berufsfeldübergreifende Projekte, die unter 3.e. beschrieben werden, gelten leicht abweichende Regelungen.
a) Einstieg
Der Einstieg in das Berufsfeld bestimmt den weiteren Lernprozess. Er dient dazu, Aufmerksamkeit zu wecken, Motivation hervorzurufen, aber auch Sicherheit zu geben bzgl. des Ablaufs des Angebots. Die Relevanz des Themas sollte verdeutlicht und Lernziele darstellt werden.
- Check-In: Ankommen der Schülerinnen und Schüler in der Situation beim Träger, Kennenlernen und eine erste Orientierung.
- Überblick über das jeweilige Berufsfeld: Überblick über mögliche berufliche und akademische Bildungswege im jeweiligen Berufsfeld und die damit verbundenen Anschlussperspektiven
- Klärung allgemeiner Regeln, Arbeitsschutz etc.
b) Praktische Erprobung am beruflichen Anwendungsfall
Ausgangspunkt für die Konzeption der praktischen Erprobung soll ein konkreter beruflicher Anwendungsfall sein. Dieser muss so gewählt werden, dass die Schülerinnen und Schüler ein Spektrum an charakteristischen Tätigkeiten und Aufgaben kennenlernen. Diese sollen nicht nur für einen ausgewählten Beruf typisch sein, sondern übergreifend das gesamte Berufsfeld widerspiegeln und Schnittstellen zu anderen Berufsfeldern aufzeigen. Darüber hinaus soll den Schülerinnen und Schüler deutlich werden, welche berufsbezogenen Kompetenzen für die Ausübung der Tätigkeiten benötigt werden.
Der berufliche Anwendungsfall bildet die Grundlage für alle handlungsorientierten Arbeitsaufträge [5]. Die Aufgaben sollen in den Kontext des Anwendungsfalls eingeordnet werden. Sie sind so zu gestalten, dass sie durch die Schülerinnen und Schüler selbst zu absolvieren sind und typische Arbeitsabläufe, Produktions- und/oder Dienstleistungsprozesse im gewählten Berufsfeld möglichst realitätsnah abbilden. Ziel ist es, unterschiedliche unternehmenstypische Abläufe und Situationen zu simulieren. Die Aufgaben sind so zu konzipieren, dass die Komplexität der Arbeitsaufträge sich zunehmend steigert (siehe S. 12). Dabei sind handlungsorientierte didaktische Methoden einzusetzen, die die Fähigkeit fördern, selbstständig, selbstkritisch und eigenverantwortlich Lösungsstrategien für die Aufgaben zu finden.
c) Abwechslung von individuellen Lernphasen und kurzen Inputs
Bei der Planung und didaktischen Ausgestaltung der Berufsfelder sollen sich individuelle Lernphasen und kurze fachliche Inputs durch das begleitende Personal abwechseln, aber in einem ausgewogenen Verhältnis stehen. Generell gilt, dass die individuellen Lernphasen, in denen die Schülerinnen und Schüler selbst aktiv sind, zeitlich die der Inputs durch das begleitende Personal übersteigen sollten.
Individuelle Lernphasen
In den individuellen Lernphasen steht die subjektive Auseinandersetzung mit dem vermittelten Wissen im Mittelpunkt. Das heißt, die Schülerinnen und Schüler sind aktiv, erarbeiten eigene Ergebnisse z.B. in Einzelarbeit, im Tandem oder in Kleingruppen. Der individuellen Lernphase geht immer ein Arbeitsauftrag (I) voraus, und sie endet immer mit einer Reflexionseinheit (II). Dies bedeutet, dass die in den Kleingruppen erarbeiteten Ergebnisse in der Gesamtgruppe zusammengetragen, reflektiert, besprochen werden. Dabei müssen nicht immer alle ihre Ergebnisse vortragen, hier können je nach vorangegangenem Arbeitsauftrag vielfältige Methoden zur Ergebnissicherung gewählt werden:
(I) Konzeption der Arbeitsaufträge
Die Arbeitsaufträge sollen in jedem Berufsfeld so gestaltet sein, dass die Schülerinnen und Schüler - ihren jeweiligen individuellen Möglichkeiten entsprechend - an möglichst realitätsnahe Tätigkeiten und Herausforderungen der Arbeitswelt herangeführt werden. Im Verlauf eines Berufsfeldes sollten die Schülerinnen und Schüler folglich Lernsituationen vorfinden, die zunehmend höhere Selbstständigkeit, eigenständigere Lösungssuche, eigene Arbeitsplanung und je nach Berufsfeld einen zunehmenden Technikeinsatz erfordern.
Die Komplexität der Arbeitsaufträge für Schülerinnen und Schüler in den Sekundarstufen I und II an Gymnasien sowie in der Sekundarstufe II an weiteren Schulformen soll sich grundsätzlich schneller steigern, aber differenziert nach Sekundarstufe, um die Schnittstellen von beruflichen und akademischen Bildungswegen über möglichst anspruchsvolle Tätigkeiten aufzuzeigen. Bei Schülerinnen und Schülern, die sich in der Sekundarstufe II befinden, soll darüber hinaus deren Reife und Selbständigkeit Berücksichtigung finden. Dies bildet sich darin ab, dass die Schülerinnen und Schüler eigene Ideen in die Ausgestaltung der praxisorientierten BO-Tage einbringen und insgesamt weniger Anleitung durch das eingesetzte Personal erhalten sollen.
(II) Begleitende Reflexionseinheit
Die begleitende Reflexion dient der individuellen Betrachtung von Erfahrungen und Erkenntnissen. Durch geeignete Methoden, verbunden mit einem klaren Arbeitsauftrag und reflexionsanregenden Fragen, soll die Selbstreflexion der Schülerinnen und Schüler unterstützt werden. Die Fragen „Was habe ich in der Übung erlebt?“ und „Was habe ich dabei über mich gelernt?“ sollten dabei im Vordergrund stehen. Die Erkenntnisse der Schülerinnen und Schüler sollen kontinuierlich individuell dokumentiert und zum abschließenden Reflexionsgespräch mitgebracht werden.
Kurze Inputs in der gesamten Gruppe
Die kurzen theoretischen oder fachlichen Inputs durch das begleitende Personal dienen der Einführung, der thematischen Orientierung oder der Ergebnissicherung. In erster Linie geht es in dieser Phase um eine kurze Informationsvermittlung z.B. durch Impulsreferat, Video, Erfahrungsbericht, Demonstration. Bei komplexen Themen empfiehlt es sich, die Informationen in zwei oder mehr Informationsphasen zu unterteilen.
d) Abschluss
Der Abschluss dient der Reflexion des gesamten Berufsfeldes. Hier sollen noch einmal Bezüge hergestellt werden zu den zu Beginn im Kontext der Standortbestimmung entstandenen individuellen Fragestellungen und Ausgangspunkten der Schülerinnen und Schüler. Die Erfahrungen und Erkenntnisse, die die Schülerinnen und Schüler aus der Erkundung des Berufsfeldes gewonnen haben, sollen reflektiert und Schlussfolgerungen in Bezug auf Fähigkeiten und Interessen erarbeitet werden. Es sollen unterschiedliche Reflexionsmethoden für Gruppen gewählt werden und insbesondere auch der Austausch von Peer-to-Peer gestärkt werden.
Für Schülerinnen und Schüler in den Sekundarstufen I und II an Gymnasien sowie in der Sekundarstufe II an weiteren Schulformen muss ergänzend der Vergleich von erlebten Berufsbildern nach beruflicher und akademischer Ausbildung und den damit verbundenen Tätigkeiten gezogen werden, um die Jugendlichen dabei zu unterstützen, diese einordnen zu können.
Dokumentation
Die Erfahrungen und Erkenntnisse, die ein Schüler oder eine Schülerin während der praxisorientierten BO-Tage sammelt, sollen ebenso wie das Feedback der pädagogischen Fachkräfte in geeigneter Form begleitend schriftlich dokumentiert werden. Die Dokumentation muss die Schlussfolgerungen der Schülerinnen und Schüler zu sich selbst und zu den eigenen Vorstellungen sowie die selbst formulierte Zielsetzung beinhalten.
e) Variante der praxisorientierten BO-Tage: berufsfeldübergreifende Projekte
Die praxisorientierten BO-Tage können auch in Form von berufsfeldübergreifenden Projekten umgesetzt werden. Diese simulieren besonders gut die Zusammenarbeit in multiprofessionellen Teams.
Der Träger hat dann die Möglichkeit, anstatt einzelner Berufsfelder Berufsfeld-Kombinationen anzubieten, die in einem Gesamtprojekt mit einem verbindenden Thema bzw. Ziel berufsfeldübergreifend abgebildet werden können. Die Schülerinnen und Schüler erleben die Schnittstellen zwischen den Berufsfeldern in der praktischen Erprobung. Auch bei berufsfeldübergreifenden Projekten ist der oben beschriebene didaktische Ablauf einzuhalten. Allerdings kann hier von der vorgeschriebenen Durchführungszeit von mindestens zwei Tagen pro Berufsfeld abgewichen werden. Diese gilt hier für jedes berührte Berufshauptfeld. Grundlage für die inhaltliche Ausgestaltung und Umsetzung des berufsfeldübergreifenden Gesamtprojektes bildet ein konkreter beruflicher Anwendungsfall.
Die Anzahl der im Projekt dargestellten Berufsfelder muss so gewählt sein, dass auch hier jedes der thematisierten Berufsfelder in ausreichender Spannbreite dargestellt werden kann. Die Schülerinnen und Schüler müssen erkennen und differenzieren können, inwiefern die einzelnen Arbeitsaufträge, Tätigkeiten oder Arbeitsabläufe den unterschiedlichen Berufsfeldern zugeordnet werden können.
In der Zusammenarbeit mit Gymnasien sind berufsfeldübergreifende Projekte ideal, um Schnittstellen zwischen beruflicher und akademischer Bildung in Form einer praktischen Erprobung deutlich zu machen. Für die Sekundarstufe II sollen berufsfeldübergreifende Projekte ausdrücklich vorzugsweise zum Einsatz kommen.
f) Reflexionsgespräch
Individuelle (1:1) Reflexionsgespräche wirken sich besonders positiv auf die Entwicklung von Berufswahlkompetenz der Schülerinnen und Schüler aus. [6] Deswegen ist ihrer Gestaltung und Umsetzung eine hohe Priorität beizumessen, um eine nachhaltige Wirkung der praxisorientierten BO-Tage zu ermöglichen.
Im Einzelgespräch werden die Erfahrungen und Ergebnisse aus der praktischen Erprobung der Berufsfelder reflektiert und Bezüge zu den eigenen Fragestellungen aus der individuellen Standortbestimmung sowie zur Beruflichen Orientierung gezogen. Selbst- und Fremdeinschätzung werden verglichen und gegebenenfalls auftretende Abweichungen miteinander besprochen. Der/die Jugendliche steht im Mittelpunkt des Reflexionsgesprächs, zieht eigene Schlussfolgerungen und kommt zu eigenen Ergebnissen. Ein Indikator dafür ist ein hoher Gesprächsanteil des/der Jugendlichen. Die pädagogische Fachkraft ist verantwortlich für die Gestaltung des Gesprächsverlaufs und unterstützt durch reflexionsanregende Fragen und Materialien.
Das Reflexionsgespräch wird mit einer gemeinsamen Zielformulierung abgeschlossen, in der jede/r Jugendliche selbst benennt, was sie oder er sich auf Grundlage der Erkenntnisse aus den praxisorientierten BO-Tagen vornimmt. Die abschließenden Vereinbarungen werden in einem Dokumentations- bzw. Zielvereinbarungsbogen festgehalten.
Das Gespräch muss sich an einem geeigneten Leitfaden orientieren [7] und einen zeitlichen Umfang von mindestens 30 Minuten haben. Der Schüler bzw. die Schülerin soll die pädagogische Fachkraft, die das abschließende Reflexionsgespräch führt, bereits bei den praxisorientierten BO-Tage (kurz) persönlich kennengelernt haben.
Eltern oder Erziehungsberechtigte sollen i.d.R. zu den Reflexionsgesprächen mit eingeladen werden. So bekommen sie die Ergebnisse des Gesprächs aus erster Hand mit und können die Kinder im Anschluss besser bei der Umsetzung ihrer Ziele unterstützen. Auch bei der Anwesenheit von Eltern ist sicherzustellen, dass die Schülerinnen und Schüler den Hauptgesprächsanteil haben.
Für Schülerinnen und Schüler in den Sekundarstufen I und II an Gymnasien sowie in der Sekundarstufe II an weiteren Schulformen muss ergänzend der Vergleich von erlebten Berufsbildern nach beruflicher und akademischer Ausbildung und den damit verbundenen Tätigkeiten gezogen werden, um die Jugendlichen dabei zu unterstützen, diese einordnen und daraus erste persönliche Rückschlüsse für sich ziehen zu können.
g) Dokumentation der Ergebnisse
Die Erfahrungen und Erkenntnisse, die ein Schüler/eine Schülerin während der praxisorientierten BO-Tage sammelt, sollen genauso wie die Beobachtungen der pädagogischen Fachkräfte in geeigneter Form begleitend schriftlich dokumentiert werden. Die gewählte Form der Dokumentation muss es ermöglichen, dass sowohl die Schülerinnen und Schüler als auch die pädagogischen Fachkräfte ihre Eindrücke in das Reflexionsgespräch zum Abschluss einbringen können. Dabei soll auch ein Bezug hergestellt werden zu den individuellen Fragen/Zielen, die der Schüler/die Schülerin für sich in der „Einheit zur individuellen Ausgangslage“ formuliert hat.
Das abschließende Ergebnisdokument, dass jeder Schüler und jede Schülerin erhält, beinhaltet Aussagen zu den wichtigsten, gemeinsam identifizierten Kompetenzen des Schülers oder der Schülerin, zu seinen oder ihren berufsfeldbezogenen Interessen sowie Hinweise zu den vereinbarten Entwicklungszielen. Die Dokumentation muss die Schlussfolgerungen der Schülerinnen und Schüler zu sich selbst, zu den eigenen Vorstellungen sowie die selbst formulierte Zielsetzung beinhalten.
Sie soll so gestaltet sein, dass sie in eingeführte Instrumente wie Berufswahlpass/berufswahlapp, Profilpass oder Vergleichbares integrierbar ist. Der Umfang individueller Textteile beträgt mindestens 50% der Dokumentation. Zahlenwerte und Grafiken sind aufgrund der Nähe zu einer Leistungsbewertung, etwa zu Schulnoten, ausgewogen und für Außenstehende nachvollziehbar einzusetzen.