Reflexion und Dokumentation der BO-Tage
„Was habe ich heute erlebt? Was habe ich dabei über mich gelernt?“ Diese Fragen stehen bei der begleitenden Reflexion der BO-Tage im Vordergrund. Die Jugendlichen sprechen über ihre Erfahrungen und Erkenntnisse und dokumentieren sie.
Reflexion und begleitende Gespräche sind für die Wirkung Beruflicher Orientierung ausschlaggebend. Dies wird in Studien immer wieder eindeutig belegt. Der Mehrwert der Maßnahmen ergibt sich erst aus der Kombination von Erleben und Reflektieren. Dialog und Reflexion tragen dazu bei, dass die Schülerinnen und Schüler individuelle Schlussfolgerungen für ihre weitere Berufliche Orientierung ziehen. Deswegen werden die Reflexionsanteile im Berufsorientierungsprogramm mit der neuen Förderrichtlinie qualitativ und quantitativ deutlich aufgewertet.
Begleitende Reflexion
Während der praktischen BO-Tage durchlaufen die Schülerinnen und Schüler unterschiedliche Berufsfelder. Dabei lösen sie vielfältige Aufgaben und führen verschiedene Tätigkeiten aus. Begleitend findet eine Reflexion statt, durch die die Jugendlichen ihre individuellen Erfahrungen und Erkenntnisse bewusst betrachten können.
Die Kernvoraussetzung für eine gelungene Reflexion ist, dass die Erfahrungen und eigenen Schlussfolgerungen der Schülerinnen und Schüler im Mittelpunkt stehen. Die jungen Menschen sind Expertinnen und Experten für sich selbst. Daneben ist eine individuell fordernde, fördernde, wertschätzende und ermutigende Haltung der pädagogischen Fachkräfte gegenüber den Jugendlichen Grundvoraussetzung. Eine Möglichkeit, um Erfahrungen festzuhalten, ist der Reflexionsbogen Berufsfeld, der nach der Erprobung eines Berufsfelds individuell vervollständigt werden kann.
Abschlussreflexion der BO-Tage
Nachdem die Schülerinnen und Schüler die ausgewählten Berufsfelder erkundet und verschiedenste Eindrücke gesammelt haben, ist es abschließend wichtig, noch einmal auf die gesamten BO‑Tage zurückzuschauen und die Erlebnisse in der Gruppe zu reflektieren. Für die Abschlussreflexion der BO‑Tage gelten die gleichen Empfehlungen wie auch für die begleitende Reflexion. Ein paar Beispiele für geeignete Methoden zur Reflexion in Kleingruppen stehen hier zur Verfügung:
Gestaltung der Reflexion in Kleingruppen
Der Mehrwert von kleinen Reflexionseinheiten in der Gruppe liegt darin, dass die Schülerinnen und Schüler die Chance erhalten, sich offen über das, was sie erlebt und gelernt haben, auszutauschen und ihre Erfahrungen im Abgleich mit den Erfahrungen der anderen (Peergroup) einzuordnen und zu verarbeiten.
Fünf Dinge sind für eine gute und stärkenorientierte Reflexion in der Kleingruppe besonders wichtig:
- eine wertschätzende Atmosphäre (Die Jugendlichen sollten sich frei fühlen, ihre Gedanken zu äußern, und keine Angst vor Bewertungen haben.)
- eine Auswahl geeigneter Methoden, welche auch die räumlichen und zeitlichen Rahmenbedingungen berücksichtigen
- eine gute Vorbereitung der Schülerinnen und Schüler (Der Zweck der Reflexionsübung muss für die Jugendlichen verständlich sein.)
- eine gute Vermittlung und Durchführung der Methode (Die Arbeitsaufträge an die Jugendlichen müssen eindeutig und verständlich formuliert werden, die Zeitangaben müssen eingehalten und die Regeln für ein respektvolles Miteinander beachtet werden.)
- eine abschließende Dokumentation
Die Fragen zur Reflexion in Kleingruppen sind von zentraler Bedeutung. Sie sollten die Schülerinnen und Schüler dazu anregen, über sich und das Erlebte nachzudenken. Am besten eignen sich hier offene W-Fragen wie zum Beispiel:
- Wann hattest du bei der Potenzialanalyse den meisten Spaß?
- Was hat dir an dem Berufsfeld XY am besten gefallen?
- Wie stellst du dir deinen perfekten Arbeitstag vor?
- Welche praktischen/beruflichen Tätigkeiten würdest du gerne ausprobieren?
Die Fragen sollten einfach und klar formuliert sein und einen Bezug zum Erlebten herstellen. Sie sollten außerdem die emotionale Ebene ansprechen, z.B.: „Wie hast du dich bei der Übung XY gefühlt? Was hat dich überrascht?“ Solche offenen Fragen erhöhen die Chance darauf, mehr vom Gegenüber zu erfahren und in einen Dialog zu kommen. Bisherige Erfahrungen können aufgegriffen und Erkenntnisse abgeleitet werden.
Download: Reflexionsübungen für Kleingruppen (PDF, 1MB, Datei ist nicht barrierefrei)
Dokumentation
Die Schülerinnen und Schüler dokumentieren kontinuierlich ihre individuellen Erfahrungen, Erkenntnisse oder Aha-Erlebnisse und werden dabei von den pädagogischen Fachkräften unterstützt und motiviert. Im besten Falle schließt sich die Dokumentation den jeweiligen Reflexionsphasen an. So können die durch die Reflexion gewonnenen Erkenntnisse gleich festgehalten werden. Die Aufzeichnungen bringen die Jugendlichen dann zum abschließenden Reflexionsgespräch mit.
Auch die pädagogischen Fachkräfte dokumentieren ihre Beobachtungen, Wahrnehmungen und ihr Feedback. Ihre Notizen dienen ebenso als Grundlage für das Reflexionsgespräch wie die Dokumentation des Schülers oder der Schülerin. Auf diese Weise kann im Gespräch ein gezielter Abgleich von Selbst- und Fremdwahrnehmung erfolgen.
Die Dokumentation soll auch die im individuellen Reflexionsgespräch erarbeiteten Schlussfolgerungen der Schülerinnen und Schüler zu sich und ihren Vorstellungen sowie ihre persönliche Zielsetzung beinhalten. Die Unterlagen verbleiben bei den Jugendlichen.
Arbeitsmaterial
Download: Anleitung Begleitende Reflexion und Dokumentation der BO-Tage (PDF, 1MB, Datei ist nicht barrierefrei)
Download: Arbeitsblatt Selbsteinschätzung BO-Tage (PDF, 399KB, Datei ist nicht barrierefrei)
Download: Arbeitsblatt Fremdeinschätzung BO-Tage (Ausbilder/in) (PDF, 162KB, Datei ist nicht barrierefrei)
Individuelles Reflexionsgespräch
Im Einzelgespräch haben die Schülerinnen und Schüler die Gelegenheit, ihre persönlichen Erfahrungen aus der praktischen Erprobung der Berufsfelder zu reflektieren und Schlussfolgerungen zu ziehen. Sie können sich auf ihre eingangs in der Standortbestimmung formulierten individuellen Fragestellungen besinnen und möglicherweise erste Antworten für sich formulieren. Sie können ihre Selbsteinschätzung mit der Fremdeinschätzung der pädagogischen Fachkraft abgleiche und gegebenenfalls auftretende Abweichungen mit ihr besprechen.
Der oder die Jugendliche steht im Mittelpunkt des Reflexionsgesprächs, zieht eigene Schlussfolgerungen und kommt zu eigenen Ergebnissen. Die pädagogische Fachkraft ist verantwortlich für die Gestaltung des Gesprächsverlaufs und unterstützt durch reflexionsanregende Fragen und Materialien.
Das Reflexionsgespräch wird mit einer gemeinsamen Zielformulierung abgeschlossen, in welcher der oder die Jugendliche selbst benennt, welche nächsten Schritte er oder sie sich auf Grundlage der Erkenntnisse aus den praxisorientierten BO-Tagen vornimmt. Die Vereinbarungen werden abschließend in der Dokumentation festgehalten.
Für Schülerinnen und Schüler in den Sekundarstufen I und II an Gymnasien sowie in der Sekundarstufe II an weiteren Schulformen kommt im Reflexionsgespräch ein weiterer Aspekt hinzu: Gemeinsam mit den pädagogischen Fachkräften betrachten sie die erlebten Berufsbilder im Hinblick darauf, welchen Tätigkeiten jeweils eine eher berufliche oder eine eher akademische Ausbildung zugrunde liegt. Eine solche Einordnung kann ihnen dabei helfen, erste persönliche Tendenzen zu erkunden, ob für sie eher eine Ausbildung oder ein Studium infrage kommt.
Arbeitsmaterial
Download: Leitfaden Reflexionsgespräch BO-Tage (PDF, 1MB, Datei ist nicht barrierefrei)
Download: Arbeitsblatt Mein Fazit zu den BO-Tagen (PDF, 228KB, Datei ist nicht barrierefrei)
Das Zertifikat
Zum Abschluss des Berufsorientierungsprogramms erhalten die Schülerinnen und Schüler ein Zertifikat. Dieses belegt die Teilnahme an der Maßnahme und kann zum Beispiel einer Bewerbung für ein Praktikum beigelegt werden. Das Zertifikat dokumentiert die besuchten Berufsfelder. Es dient jedoch nicht dazu, Jugendlichen in irgendeiner Form zu bewerten oder die Eignung für ein bestimmtes Berufsfeld festzuhalten.
Schülerzertifikat-Vorlage 1 (Listung Berufsfelder mit zugeordneten Tätigkeiten)
Schülerzertifikat-Vorlage 2 (Listung Berufsfelder)