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Pädagogische Begleitung im Berufswahlprozess

Der Effekt persönlicher Begleitung und Beratung auf die berufliche Orientierung kann kaum überschätzt werden. Die Wirksamkeit von berufsorientierenden Instrumenten und Methoden ist abhängig von der pädagogischen Begleitung, Vor- und Nachbearbeitung.

Frau im Gespäch mit Jugendlicher. Sie zeigt ihr ein Klemmbrett.
© Adobe Stock / Valerii Honcharuk

Individuelle Entwicklung – standardisierte Maßnahmen

Berufliche Orientierung ist ein individueller Entwicklungsprozess. Die Maßnahmen und Angebote zur beruflichen Orientierung sind jedoch oftmals standardisiert. Sie bestehen in vielen Fällen aus Elementen, die es den Jugendlichen ermöglichen, zum einen ihre Kompetenzen, Interessen und Fähigkeiten zu entdecken und zum anderen erste Erfahrungen im Ausüben von beruflichen Tätigkeiten zu machen. Neben der Eröffnung dieser Erfahrungs- und Möglichkeitsräume ist ein weiteres Element von zentraler Bedeutung: die pädagogische Begleitung durch Fachkräfte. Denn damit Jugendliche ihre Erlebnisse und Erkenntnisse für ihren individuellen Berufswahlprozess nutzbar machen können, brauchen sie oftmals Unterstützung. Als eine Art Sparringspartner für die Jugendlichen unterstützen pädagogische Fachkräfte durch reflexionsanregende Fragen und ihr stärkendes Feedback.

Die Pubertät - Zeit der Umbrüche

Berufliche Orientierung fällt in die Zeit der Adoleszenz. Die Pubertät stellt für die Jugendlichen eine Umbruchphase mit einer Vielzahl an Entwicklungsaufgaben dar. Neben körperlichen Veränderungen erleben die Jugendlichen eine Fülle an emotionalen Herausforderungen. Dazu gehören die Bewältigung des Schulalltags, die ersten Liebesbeziehungen, die Etablierung in sozialen Gruppen sowie das Erkunden und Finden der eigenen Identität.

Die Berufswahlforschung zeigt, dass sich die Heranwachsenden eines Jahrgangs in ihrem Berufsorientierungsprozess oftmals an sehr unterschiedlichen Entwicklungspunkten befinden. Der individuelle Berufsorientierungsprozess verläuft nicht linear, sondern mit Bewegungen nach vorn, zur Seite oder aber auch zurück. Zwischen den Jugendlichen bestehen im Hinblick auf ihre Ausgangslagen, ihre Entwicklung sowie ihre beruflichen Präferenzen und Ambitionen Unterschiede aufgrund zahlreicher Faktoren, die wiederum ein Spannungsfeld darstellen. Eine erfolgreiche Begleitung und Unterstützung der Jugendlichen in ihrer Beruflichen Orientierung setzt voraus, sich der Individualität der Schülerinnen und Schüler und ihrer daraus resultierenden Bedürfnisse bewusst zu sein.

Berufliche Orientierung - kein (großes) Thema?!

Ohne externe Impulse nimmt die Erkundung der eigenen beruflichen Zukunft aufgrund dieser Herausforderungen in den Köpfen der Jugendlichen häufig nur einen nachrangigen Stellenwert ein. Umso wichtiger ist also eine individuell fordernde und fördernde, wertschätzende und ermutigende Begleitung der Jugendlichen in ihrem Berufswahlprozess. Zum einen um die Jugendlichen für die Bedeutsamkeit des Themas zu sensibilisieren und zum anderen um die Schülerinnen und Schüler bei der Entwicklung ihrer Berufswahlkompetenz zu unterstützen.

Begleitung zieht positive Effekte nach sich

Studien zeigen, dass die Wirksamkeit von berufsorientierenden Instrumenten und Methoden von der pädagogischen Anleitung, Moderation, Begleitung und Nachbearbeitung abhängig ist. Der Effekt persönlicher Begleitung und Beratung auf die berufliche Entwicklung kann kaum überschätzt werden. Die Fachliteratur zeigt hier vor allem bei jüngeren Jugendlichen (im Alter von 13-16 Jahren) eindeutig, wie wichtig der persönliche Austausch und die Wahrnehmung der individuellen Bedingungen sind, und dass diese in eine vertrauensvolle Beziehung eingebettet sein müssen.

Wer unterstützt wird, zeigt mehr Engagement

Jugendliche, die Unterstützung erfahren, zeigen ein deutlich höheres Engagement im Berufswahlprozess. Sie haben meistens höhere Selbstwirksamkeitserwartungen und im Vergleich auch größere Chancen ihre Berufswünsche zu realisieren. Es ist deutlich geworden, dass Angebote mit hohem Gesprächsanteil und damit verbundener Möglichkeiten des Einbringens eigener Anliegen von Jugendlichen nicht nur als wertschätzend und hilfreich empfunden werden, sondern tatsächlich positive Entwicklungen ihrer Berufswahlkompetenz mit sich führen.

Quellen und weitere Literaturhinweise

Vgl. Ohlemann, S., Driesel-Lange, K, (2020). Individuelle Förderung. Berufsorientierung und die Einflussfaktoren von Berufswahl, In: Lernende Schule. Für die Praxis pädagogischer Schulentwicklung: Berufsorientierung. 90/2020, S. 9-13.

 Blaich, Ingo; Grüneberg, Tillmann; Knickrehm, Barbara; Thiel, Rainer (2022): Verbesserung der Qualität der Beruflichen Orientierung an Schulen – Ein Handbuch. Deutsche Überarbeitung eines Originals von Ronald G. Sultana: „Enhancing the quality of career guidance in secondary schools – A Handbook”, Universität Malta, 2018. (abgerufen im Juni 2024)

 Vgl. Driesel-Lange, K., Morgenstern, I., Klein, J. & Weyland, U. (2022). Individuelle berufliche Entwicklung an allgemeinbildenden Schulen: Zur Differenzierung der Berufswünsche Jugendlicher. Vortrag auf der Tagung der Gesellschaft für empirische Bildungsforschung (GEBF). Bamberg, 9.3.2022.