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Kommunikationsfähigkeit als Schlüsselkompetenz

Welche Faktoren führen zu einem guten Gespräch? Eine selbstkritische Auseinandersetzung mit der eigenen Kommunikation sowie Kenntnisse über fördernde und hemmenden Kommunikationsmuster sind in der Arbeit mit Jugendlichen elementar.

Teenager und Mann im Gespräch am Tisch.
© Adobe Stock / JackF

Bei der Begleitung und Beratung von Jugendlichen im beruflichen Orientierungsprozess ist die Kommunikationsfähigkeit der pädagogischen Fachkräfte eine . Sie ist grundlegend für den Aufbau einer pädagogischen Beziehung zu den Jugendlichen, die die Basis für eine wertschätzende Begleitung und vertrauensvolle Gespräche bildet.

Zwischenmenschliche Kommunikation ist ein hochkomplexer Prozess mit vielen verschiedenen Einflussfaktoren. Wie vielschichtig das Thema ist, zeigt sich auch in der Anzahl der unterschiedlichen Theorien und Modelle, die versuchen, den Kommunikationsprozess zu analysieren. Aufgrund der Komplexität fokussieren die verschiedenen Theorien oder Modelle meist einzelne Aspekte oder Ausschnitte von Kommunikation und liefern kein umfassendes Gesamtbild.

Für die pädagogische Begleitung und speziell für das Führen von Reflexionsgesprächen mit Jugendlichen im Berufswahlprozess kann das Wissen über verschiedene (begünstigende und hemmende) Einflussfaktoren im Gespräch hilfreich sein. Auch Kenntnisse über Modelle, die erläutern, wie Missverständnisse in der zwischenmenschlichen Kommunikation entstehen können, sensibilisieren für Fallstricke und die eigenen Interventionsmöglichkeiten.

Einflussfaktoren der Kommunikation

Paul Watzlawick formulierte den bekannten Satz „Man kann nicht nicht kommunizieren“. Er geht davon aus, dass Kommunikation gewollt oder ungewollt stattfindet, sobald Menschen sich wahrnehmen. Laut Watzlawick ist es also unmöglich, keine Signale oder Informationen von sich zu geben. Kommunikation bedeutet dabei nicht zwangsläufig zu reden, denn jedes Verhalten in einer zwischenmenschlichen Situation übermittelt Informationen.

Das Sender-Empfänger-Modell nach W. Weaver/C. E. Shannon beschreibt beispielhaft was passiert, wenn Menschen miteinander kommunizieren. Demnach werden Personen im Gespräch zu „Sendern“ und „Empfängern“. Jede Botschaft wird mittels Sprache, Gestik, Mimik, Schrift oder Ähnlichem verschlüsselt, das heißt, die Nachricht wird auf eine bestimmte Art und Weise „codiert“. Die Botschaft trifft auf ein Gegenüber, das die Mitteilung wiederum entschlüsseln muss („decodieren“). Nur wenn der individuelle „Code“ der Nachricht geknackt wird, kann die Botschaft richtig interpretiert werden. Dabei bestimmt die Art, wie man etwas äußert (mit fröhlicher Stimme oder traurigem Gesicht), maßgeblich, wie der Empfänger die inhaltliche Mitteilung versteht.

Para- und nonverbale Kommunikationsmittel

Neben der verbalen Kommunikation (gemeint ist hier die Sprache, als gesprochenes oder geschriebenes Wort) gibt es viele weitere Aspekte, die die Kommunikationssituation beeinflussen. Beim Sprechen kommt das gesamte Spektrum der Stimme zum Einsatz (paraverbale Kommunikation), das heißt Tonfall und Lautstärke, Sprechtempo und die Art und Weise der Artikulation können die Botschaft einer Nachricht maßgeblich beeinflussen.

Ein Satz - drei Wirkungen

Je nach Intonation kann ein und derselbe Satz unterschiedliche Bedeutung haben. So ist der Satz „Das finde ich aber besonders nett von dir“ je nach Tonfall eine Floskel, eine dankbare Anmerkung oder eine ironische Äußerung, die das Gegenteil meint.

Auch die nonverbale Kommunikation ist vielfältig und umfasst Gestik (Bewegungen außerhalb des Gesichts, zum Beispiel mit den Schultern zucken, die Faust ballen) und Mimik (zum Beispiel lachen, mit den Augen rollen, auf die Unterlippe beißen) und die Körperhaltung und Bewegung im Raum.  Der Abstand zwischen den Gesprächspartnern Augenkontakt oder die äußere Erscheinung (Frisur, Kleidung, Accessoires wie Schmuck etc.) oder Geruch (Parfüm, Schweiß) spielen im Gespräch ebenfalls eine Rolle.

Alle diese vielen kleinen Faktoren liefern uns (meist unbewusst) zusätzliche Informationen über unser Gegenüber und nehmen Einfluss darauf, wie wir das gesprochene Wort interpretieren. Genauso spielt das ganze Spektrum der nonverbalen Kommunikation schon eine Rolle bei der Art und Weise, wie wir eine Botschaft formulieren.

In der Regel helfen die auf diesen Wegen übermittelten Zusatzinformationen, die Mitteilung zu interpretieren. So vermittelt die nonverbale Kommunikation zum Beispiel die Gefühle und Einstellungen der Gesprächspartner.

Gleichzeitig liegt es auf der Hand, dass es in der zwischenmenschlichen Kommunikation auch ganz leicht zu Missverständnissen kommen kann, wenn verbale und nonverbale Kommunikation nicht zusammenpassen (zum Beispiel wenn man verbal gesprochen etwas zustimmt, gleichzeitig aber den Kopf schüttelt).

Kommunikation zwischen Menschen aus unterschiedlichen Kulturen kann vor diesem Hintergrund noch herausfordernder sein, da Mimik und Gestik jeweils in einen kulturellen Kontext eingebunden sind. So kann es hier zu Fehlinterpretationen kommen, da die soziokulturellen Hintergründe der Sprechenden unterschiedlich sind und zum Beispiel eine identische Geste unterschiedliche Bedeutung hat.

Zwei Kommunikationsmodelle als Beispiele

Beispielhaft zeigen die folgenden Modelle, wie wir mit anderen kommunizieren und welche Probleme wir für eine erfolgreiche Kommunikation überwinden müssen.

Das Eisberg-Modell

Kommunikation umfasst eine sichtbare und eine unsichtbare Ebene. Zur sichtbaren Ebene oder Inhaltsebene gehören der verbal geäußerte Teil, ebenso Mimik und Gestik, aber auch Sachinformationen wie Zahlen, Fakten und andere Daten. Von größerer Bedeutung ist jedoch oft die nicht sichtbare Ebene, auch Beziehungsebene genannt. Sie umfasst Gefühle, Erfahrungen, Einstellungen und Ansichten, aber auch Wünsche, Bedürfnisse und Vorstellungen. Die unsichtbare und manchmal unbewusste Ebene beeinflusst Kommunikation und die Art, wie Informationen und Signale gedeutet werden. Ob uns zum Beispiel jemand sympathisch ist, können wir oft nur schwer erklären. Das bedeutet aber auch: Wenn es auf der Beziehungsebene knatscht, etwa weil uns unser Gegenüber unsympathisch ist, kann auch die Inhaltsebene gestört sein, weil wir Aussagen falsch interpretieren.

Vgl. Ruch, Floyd; Zimbardo, Philip u.a. (1974): Lehrbuch der Psychologie. Eine Einführung für Studenten der Psychologie, Medizin und Pädagogik, Heidelberg: Springer Verlag, S. 366 f.

Das Vier-Seiten-Modell

Das sogenannte Vier-Seiten-Modell von Schulz von Thun geht davon aus, dass das Senden und Empfangen von Informationen auf mehreren Wegen geschieht. Jede Nachricht wird jeweils auf vier Ebenen kommuniziert (Vier-Schnäbel-Modell) und interpretiert (Vier-Ohren-Modell). Sie enthält also vier Botschaften und kann auf vier verschiedenen Wegen verstanden werden

Schulz von Thun unterscheidet vier Ebenen:

  • Sachebene: Was genau wird gesagt? Dabei handelt es sich um Daten, Fakten und andere Informationen.
  • Selbstoffenbarung: Mit jeder Kommunikation gibt man bewusst oder unbewusst etwas von sich preis. Kommunikation ermöglicht somit einen Einblick in die Gefühlswelt und Persönlichkeit des Senders einer Nachricht.
  • Beziehungsebene: Jede Nachricht enthält Informationen über das Verhältnis zwischen Sender und Empfänger: Wertschätzung und Respekt, Abneigung, emotionale Nähe oder Distanz. Sowohl Wortwahl als auch Körpersprache und Mimik zeigen, wie die beiden Personen zueinander stehen.
  • Appell: Der Sender möchte mit seiner Aussage immer auch etwas bewirken und eine Reaktion des Empfängers hervorrufen. Das kann offen und direkt geschehen, aber auch versteckt zwischen den Zeilen.

Dabei spielt es keine Rolle, ob diese Ebenen vom Sender gewollt sind oder nicht, denn sie sind Bestandteil einer jeden Nachricht.

Sprechen wir miteinander, dann sind auf beiden Seiten vier „Ohren“ und vier „Schnäbel“ beteiligt. Sender wie Empfänger sollten sich im Gespräch idealerweise dessen bewusst sein. Stimmt die Gewichtung der Ebenen bei Sender und Empfänger nicht überein, kommt es leicht zu Kommunikationsstörungen, zum Beispiel wenn der Empfänger eine Ebene in den Vordergrund stellt, die für den Sender zweitrangig ist. Schnabel und Ohr passen hier nicht zusammen. Problematisch ist auch, wenn der Empfänger überwiegend mit einem Ohr hört und damit für die anderen Schnäbel taub ist. Zu Missverständnissen kann es auch kommen, wenn Sender und Empfänger verschiedene Sprachgewohnheiten und Wertmaßstäbe verinnerlicht haben. Was bei Freunden vielleicht flapsig und witzig rüberkommt, kann von der Lehrerin oder dem Vorgesetzten als Beleidigung aufgefasst werden.

Vgl. Röhner, Jessica; Schütz, Astrid (2012): Psychologie der Kommunikation, 2. Auflage, Heidelberg: Springer Verlag, S. 23 ff.