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Aufgabentypen der Potenzialanalyse

In der Hauptphase der Potenzialanalyse kommen drei verschiedene Aufgabentypen zum Einsatz: handlungsorientierte Aufgaben, biografieorientierte Aufgaben und eine erste Erkundung beruflicher Interessen und Neigungen.

Brettspiel
© Hultsch | BOP

Aufgaben für die Hauptphase der Potenzialanalyse

Nach Einführung und Standortbestimmung geht es in die Hauptphase der Potenzialanalyse. Die Schülerinnen und Schüler haben im Verlauf der Potenzialanalyse immer wieder die Möglichkeit, die Aufgaben zu reflektieren. Bei der Tagesauswertung halten sie wichtige Erkenntnisse in Stichworten fest.

Die Aufgaben für die Potenzialanalyse werden durch die Antragsteller selbst zusammengestellt. Bei der Auswahl und Zusammenstellung ist es sehr wichtig, dass ein stimmiges Gesamtkonzept mit einem ausgewogenen Methodenmix entsteht. Handlungsorientierte Aufgaben umfassen etwa ein Drittel der Zeit für die gesamte Potenzialanalyse.

Unerlässlich ist die Festlegung eines Kompetenzmodells für die Potenzialanalyse. Darin wird definiert, welche sozialen, personalen und methodischen Kompetenzen bei den handlungsorientierten Aufgaben in den Blick genommen werden und welche Verhaltensanker diesen Kompetenzmerkmalen zugeordnet sind. Verhaltensanker sind Beschreibungen des beobachtbaren Verhaltens, das gezeigt werden muss, um ein Kompetenzmerkmal zu erfüllen. Diese müssen konkret und eindeutig formuliert sein, um Interpretation zu vermeiden.

Bei den biografieorientierten Aufgaben entscheiden die Jugendlichen selbst, welche Fähigkeiten für sie besonders wichtig sind. Aber auch dabei soll thematisiert werden, was die hier individuell erarbeiteten Stärken mit den fachübergreifenden Kompetenzen des Kompetenzmodells zu tun haben und welche Rolle sie im späteren Berufsleben spielen könnten.

Handlungsorientierte Aufgaben

Handlungsorientierte Aufgaben haben zwei wesentliche Vorteile gegenüber anderen Aufgaben: Einerseits können Stärken entdeckt werden, die sich nur in konkreten Handlungssituationen zeigen. Andererseits kann die Selbsteinschätzung der Jugendlichen um eine situations- und verhaltensbezogene Fremdeinschätzung ergänzt werden.

Die Rückmeldungen müssen stärkenorientiert sein und mit konkreten Beispielen veranschaulicht werden. Unterschiede zwischen Selbst- und Fremdeinschätzung werden im Reflexionsgespräch gemeinsam besprochen. Ziel ist, dass der oder die Jugendliche die Rückmeldungen gut für sich annehmen kann. Nur dann wird er oder sie diese gerne für die weitere Berufliche Orientierung berücksichtigen.

Im Vergleich zur Eigenwahrnehmung der Jugendlichen fallen die Rückmeldungen der pädagogischen Fachkräfte häufig positiver aus. Dadurch können kritische Selbsteinschätzungen aufgebrochen werden und das Selbstwertgefühl kann gestärkt werden. Davon profitieren gerade die Schülerinnen und Schüler, die in der Schule nur wenig positive Erfahrungen machen.

Gleichzeitig machen handlungsorientierte Aufgaben den meisten Jugendlichen besonders viel Spaß, weil sie so ganz anders sind als das, was sie aus der Schule kennen. Wichtig ist, die Aufgaben so zu gestalten, dass die Jugendlichen selbst aktiv werden und ihre Potenziale zeigen können. Dafür müssen auch die äußeren Rahmenbedingungen stimmen. Die Räumlichkeiten sollten so gewählt und gestaltet sein, dass die Schülerinnen und Schüler störungsfrei arbeiten können.

Damit jede Schülerin und jeder Schüler ausreichend Gelegenheit hat, individuelle Kompetenzen einzubringen, müssen die Aufgabenstellungen variieren. So bedarf es einer ausgewogenen Mischung verschiedener Sozialformen (Partnerübungen, Einzel- oder Gruppenaufträge) und Aufgabenformate (z. B. Konstruktion, Diskussion, Rollenspiel oder Planung) sowie anpassbare Schwierigkeitsstufen.

Die Grundlage für die Auswahl von Aufgaben ist das Kompetenzmodell. Die Aufgaben sollten so konzipiert sein, dass die zu beobachtenden Kompetenzmerkmale anhand von Verhalten auch klar beobachtbar ist. Beispielsweise kann Konflikt- oder Kritikfähigkeit nur dann beobachtet werden, wenn eine entsprechende Situation auch auftritt. Und: Es ist sinnvoll, sich pro Aufgabe auf wenige Merkmale zu beschränken; zu empfehlen sind drei bis maximal fünf Merkmale.  

Biografieorientierte Aufgaben

Alle Schülerinnen und Schüler bringen aus ihrer Lebensgeschichte eine Vielzahl subjektiver Erfahrungen mit, die zum Lernen beigetragen haben und die Aussagen über Fähigkeiten, erfolgreiche Handlungsstrategien und individuelle Interessen ermöglichen. Die Potenzialanalyse ist im Leben eines jungen Menschen nur eine Momentaufnahme. Die individuellen Erfahrungen, das Wissen und die Fähigkeiten können mittels biografieorientierter Aufgaben gewürdigt und einbezogen werden.

Biografieorientiertes Arbeiten bedeutet automatisch auch eine intensive Selbstreflexion. Dabei soll im Rahmen der Potenzialanalyse nicht unangemessen tief in das Privatleben der Jugendlichen eingetaucht werden. Es geht um die Betrachtung von positiv besetzten Erfahrungs- und Lernsituationen, aus denen sich Schlussfolgerungen über berufswahlrelevante Fähigkeiten und Interessen ziehen lassen. Und: Biografieorientierte Aufgaben verknüpfen den Blick in die Vergangenheit mit dem in die Zukunft. Womit ich in der Vergangenheit erfolgreich war, erlaubt auch Prognosen darüber, was zukünftig gut funktionieren könnte.

In einem ersten Schritt sammeln die Schülerinnen und Schüler Informationen über sich selbst. Diese werden anschließend ausgewertet: Was sagt das über mich und meine Fähigkeiten und Interessen aus? Welche Schlüsse kann ich daraus für meine Berufliche Orientierung ziehen? Die pädagogischen Fachkräfte moderieren und unterstützen diese Reflexion.

Die biografieorientierten Aufgaben sollen einen lebendigen Wechsel aus Einzel-, Tandem-, Kleingruppen- und Plenararbeit bieten. Wichtig ist, dass die gewählten Methoden nicht nur reine „Kopfarbeit“ erfordern, sondern auch kreative Elemente und Bewegung eingebaut werden. Nicht nur, aber besonders bei Jugendlichen mit Förderbedarf muss ausreichend Zeit für Pausen und kleine Aktivierungsspiele eingeplant werden. Arbeitsblätter sollten wenig textlastig sein und beim Schreiben können wenige Stichworte ausreichen. Die Methoden selbst können sehr unterschiedlichen sein. Aufgaben können sich z. B. an den „ProfilPASS für junge Menschen“ oder an „Mission Ich“ der Universität Rostock anlehnen. Es können auch Ansätze aus dem Coaching aufgegriffen werden.

Beispiele für biografieorientierte Aufgaben

Steckbrief

Download: Anleitung zur Übung Steckbrief (PDF, 1MB, Datei ist nicht barrierefrei)

Download: Arbeitsblatt Steckbrief (PDF, 2MB, Datei ist nicht barrierefrei)

Erfolgsgeschichten

Download: Anleitung zur Übung Meine Erfolgsgeschichten (PDF, 1MB, Datei ist nicht barrierefrei)

Download: Arbeitsblatt Meine Erfolgsgeschichte (PDF, 2MB, Datei ist nicht barrierefrei)

Meine Interessen

Download: Anleitung zur Übung Meine Interessen (PDF, 1MB, Datei ist nicht barrierefrei)

Download: Arbeitsblatt Meine Interessen (PDF, 2MB, Datei ist nicht barrierefrei)

Meinen Zielen auf der Spur

Download Anleitung zur Übung Meinen Zielen auf der Spur (PDF, 1MB, Datei ist nicht barrierefrei)

Download: Arbeitsblatt Meinen Zielen auf der Spur (PDF, 2MB, Datei ist nicht barrierefrei)

Erkundung beruflicher Interessen und Neigungen

Auch wenn es in der Potenzialanalyse noch nicht um die Berufswahl oder die Eignung für bestimmte Berufe oder Berufsfelder geht, müssen berufliche Bezüge hergestellt werden. Diese verdeutlichen, dass die Potenzialanalyse Teil der Beruflichen Orientierung ist. Und: Die Thematisierung von beruflichen Interessen und Neigungen, so haben Studien zum Berufsorientierungsprogramm und zur Potenzialanalyse gezeigt, trägt zur Entwicklung von Berufswahlkompetenz bei.

Bei allen Aufgabestellungen soll deswegen verdeutlicht werden, was diese mit der späteren Berufswahlentscheidung zu tun haben. Was sagen z. B. meine Hobbys über fachübergreifende Fähigkeiten aus und wo sind diese im späteren Berufsleben wichtig? Was hat der Turmbau mit beruflichen Anforderungssituationen zu tun und wie lassen sich die gewonnenen Erkenntnisse darauf übertragen? Das sind Fragen, die im Gespräch mit den Jugendlichen aufgegriffen werden sollen.

Eine Aufgabenstellung muss sich explizit ersten beruflichen Interessen und Neigungen widmen. Dies kann beispielsweise durch den Einsatz eines Fragebogens zu beruflichen Interessen erfolgen, der im Anschluss mit einer pädagogischen Fachkraft in der Kleingruppe ausgewertet und reflektiert wird. Zu berücksichtigen ist dabei, dass die Anzahl der Fragen sowie Umfang und Tiefe der Auswertung dem Alter und dem Leistungsniveau der Zielgruppe entsprechen. Ohne anschließende Reflexion sind die Ergebnisse erfahrungsgemäß wenig überzeugend und hilfreich für Jugendliche.

Berufsinteressentests und Selbsterkundungstools

Eine Übersicht über digitale Berufsinteressentests und Selbsterkundungstools findet sich im Dossier auf dieser Seite:

Berufsorientierung digital gestalten

Biografieorientierte Aufgaben oder Selbstreflexion zu beruflichen Interessen

Berufliche Interessen können auch bei einer biografieorientierten Aufgabe oder in einer Selbstreflexion in den Mittelpunkt gestellt werden. Ein Beispiel dafür ist die Arbeit mit Impulsbildern.

Arbeitsmaterial

Download: Anleitung zur Übung Meine Impulsbilder (PDF, 1MB, Datei ist nicht barrierefrei)

Download: Arbeitsblatt Meine Impulsbilder (PDF, 2MB, Datei ist nicht barrierefrei)

Spiele

Es gibt auch Spiele zur Auseinandersetzung mit beruflichen Interessen. Das folgende Beispiel kann als Anregung verstanden werden. Eine Anpassung an den Kontext der Potenzialanalyse ist erforderlich.

Play4Skills